Überlebt

Überlebt 
Ein Dorfroman

„In der Stadt hatte er selten an sein Dorf gedacht und trotzdem die Geschichten von dort nie vergessen …“ „Es waren die Geschichten und die Geschichte seines Dorfes, vor allem die seiner Menschen. Ihre Geschichten hatte Paul früher oft gehört, dass er meinte, sie alle persönlich zu kennen. Und dabei waren viele längst gestorben, bevor er geboren worden war.“
Die Osnabrücker Illustrierte schreibt über den Roman:
Viel herumgekommen ist Hennerich nicht. Fast sein ganzes Leben hat er als Knecht beim Bauern Große-Rüschkamp in dem westfälischen Dorf Hemmerde verbracht. Trotzdem hat Hennerich eine Menge gesehen und sich vieles gemerkt. Z.B. dass während des Krieges plötzlich eine Horde Nazis auf den Bauernhof marschierte und sie den Fremdarbeiter Wladislav verschleppten, weil er sich in ein deutsches Mädchen verliebt hatte. Das Bild von Wladislav, wie er von einem Baum im Steiner Wald baumelt, wird Hennerich sein ganzes Leben nicht vergessen. Aber es gibt auch andere Geschichten in Hemmerde, Märchen und Sagen aus der Umgebung.
Als viele Jahre später der junge Lehrer Paul Dönnemann mit gebrochenen Idealen, Weltschmerz und Liebeskummer in seinem alten, klapprigen VW-Bulli aus der Stadt in sein Heimatdorf Hemmerde fährt, fallen Paul nach und nach diese Geschichten wieder ein. Ein paar hat Paul selbst als kleiner Junge erlebt, aber die meisten hat er von Hennerich gehört.
Paul fängt an zu vergleichen, sein Dorf von damals und was heute noch davon übrig ist. Sein Traumbild von der ländlichen Idylle, wo er seine in der Stadt wundgescheuerte Seele heilen kann, wird erschüttert. Hemmerde ist ihm fremd geworden. Die meisten Höfe gibt es nicht mehr, moderne Neubausiedlungen überwuchern die alten Dorfgrenzen, die meisten Menschen sind ihm unbekannt.
Weil Paul das Zuhause in seiner Erinnerung bewahren möchte, fährt er wieder zurück. Nicht ohne eine Spur zu hinterlassen. Er sprüht den Namen Wladislavs und eines weiteren gefallenen Fremdarbeiters auf das Kriegerdenkmal des Dorfes.
Überlebt ist ein collagenhafter Roman. Abwechselnd aus der Perspektive von Hennerich und Paul beschrieben, reihen sich Geschichten und Erinnerungsstücke aneinander, die die Atmosphäre des Dorfes gefühlvoll und lebendig widerspiegeln.
Vergleichbar mit anderen Dörfern und deren Entwicklung bleibt Hemmerde dennoch einzigartig. Der Autor Hans-Martin Große-Oetringhaus hat dieses Buch mit viel Humor, Sensibilität und einem scharfen Blick geschrieben. Endlich ein Heimatbuch auch für Leute unter 50.

Die Rheinische Post schreibt:
Bei Große-Oetringhaus ist es der Lehrer Paul Dönnemann, der aus Beruf, Beziehung und politischer Aktivität aussteigen will und in sein Heimatdorf Hemmerde zurückkehrt. Das aber ist für den Autor der als Mitarbeiter von terre des hommes häufig Asien, Afrika und Lateinamerika bereist und zahlreiche Kinder- und Jugendbücher über das Schicksal junger Menschen in der Dritten Welt verfasst hat, nur die Rahmenhandlung. Sie verbindet einzelne, als Erinnerungen erzählte Episoden. Und hier geht es um das große Thema Große-Oetringhaus´: Darum, wie sich die große Politik im Leben der kleinen Leute widerspiegelt. „Geschichte machen gerade die kleinen Dinge“, meint der Autor, „und die kleinen Leute ohne die es auch die Großen nicht gäbe. Eine heile Welt auf dem Lande gibt es in diesem collagenhaften Dorfroman nicht, auch keine Antwort auf die Frage, ob das Dorf nun überlebt hat oder ob es vielmehr sich überlebt hat. Dafür schafft Große-Oetringhaus überzeugende, stimmige Dorfatmosphäre – und das kann er auch, weil er hier nach umfangreichen Recherchen und zahlreichen Gesprächen mit Dorfbewohnern über sein Heimatdorf schreibt.

(Horlemann Verlag). 296 Seiten, gebunden

Hans-Martin Große-Oetringhaus
Schriftsteller, Kinder- und Jugendbuchautor, Medienpädagoge

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